Montag, 09.07.2007

Von Glenfarg bis mitten in die Cairngorms nach Ballater. Besondere Highlights an diesem Tag sind Scone Palace und Balmoral Castle.

Zu den Fotos am Scone Palace.

Das 'Famous Bein Inn' hat einen sehr ansprechenden Frühstücksraum. Man kann Bilder von Pink Floyd, Bob Dylan und anderen Berühmtheiten entdecken, die hier angeblich schon die Beine ausgestreckt haben. Wie auch immer, ich freute mich auf mein Frühstück. Bis mir wieder einfiel, dass die Briten ihre Geschmacksnerven im Laufe der Evolution offensichtlich weggezüchtet haben. Die kräftigen Schinkenscheiben und die Eier sind sogar ausgesprochen lecker, sie schwimmen halt förmlich im Fett. Dazu diese 'Sausages', die aus nicht viel anderem als Fett zu bestehen scheinen. Der Toast wird mit salziger Butter und süßer Marmelade bestrichen, was zu einem eigenartigen Geschmacksfeuerwerk führt. Und der Tee darf ziehen, bis er schwarz wird - daher der Name 'Schwarztee'. Derart bitter ist er nur noch mit viel Milch und Zucker zu ertragen.

In Perth hatte ich Glück. Ich musste nur dreimal den Innenstadtring fahren bis ich die richtige Straße gefunden hatte. Dabei wäre nicht ein einziges Mal notwendig gewesen. Nach diesem Intermezzo hatte ich immerhin ein wenig Übung mit dem Auto, dem Verkehr selbst und dem Verkehrsleitsystem. Selten ein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen ist. Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass die Umstellung auf den Linksverkehr gar nicht so schlimm ist. Was mich allerdings tagelang gefuchst hat, war die Gangschaltung mit der linken Hand bedienen zu müssen. Immer, wenn man schalten will, zuerst die Fahrertür zu öffnen und die Karre dann doch abzuwürgen ist auf die Dauer etwas frustrierend. Im Verkehr sind die Schotten dankenswerterweise ein sehr langmütiges Volk, bin ich doch während der ganzen Woche nur ein einziges Mal angehupt worden.

Zuletzt freute ich mich diebisch, als ich mein erstes, touristisches Ziel erreichte. Scone Palace ist die Krönungsstätte schottischer Könige. Kenneth MacAlpin fing diese Sitte im Jahr 843 n. Chr. an. Als Krönungsstuhl wurde der 'Stone of Scone' verwendet. Entwendet wurde dieser harte Sessel 1296 von den Engländern und in Westminster Abbey zur Krönung deren Könige benutzt. Im Palace selbst findet sich der längste Raum Schottlands. Mit 45 m eine ordentliche Halle, die ein künftiger König zu seiner Koronation abschreitet.

Earl and Countess of Mansfield haben diesen Bau zu verschiedenen Anlässen anscheinend noch in Benutzung. In seinem Inneren finden sich unter anderem recht aktuelle Fotos ausgestellt. In einem Vorführraum wird ein Film gezeigt, der die Geschichte des 'Stone of Scone' recht unterhaltsam darstellt.

Zu den Fotos in den Grampians.

Auch recht unterhaltsam sind die Touristen, die sich im 'Maze', im Irrgarten versuchen. Da gibt es welche, die stellen sich auf die Brücke, von der man das ganze Labyrinth überblicken kann und grinsen bei jeder falsch genommenen Abzweigung. Nur gut, dass denen niemand zugeschaut hat. Andere wiederum laufen einfach rein, um mal zu sehen, ob man sich da wirklich drin verlaufen kann. Und weil sie aber gleich zum Bus müssen, flehen sie einen dann vom anderen Ende des Irrgarten um Hilfe an. Und das Schlimmste ist, es sind allesamt Deutsche mit einem schlechten Englisch. Na, was solls, ich hatte tierischen Spaß.

Die Cairngorms sind ein Teil der Grampian Mountains, die sich quer über die Insel ziehen und einen Gutteil der Highlands ausmachen. Die Gegend ist dünn besiedelt und wenn man höher kommt, erfährt man auch die Kargheit dieses Landstrichs. Am höchsten Punkt angelangt, fand ich ein gut erschlossenes, wenn auch sehr kleines Skigebiet, das sich am Rande des Cairngorms National Park befindet. Kein Vergleich natürlich zu unseren Alpen, aber immerhin scheint sich der Betrieb der Lifte zu lohnen. Dort oben hatte ich übrigens Außentemperaturen von 10° bis 12° Celsius. Es findet sich hauptsächlich grasbedecktes Land. Auf meiner Fahrt hindurch konnte ich mir gut vorstellen, wie die Highlander mit Kilt und Dudelsack ihre Schafe hüten.

Zu den Fotos von Balmoral Castle.

In Balmoral Castle kann man wählen, ob man vom Tor aus zu Fuß geht oder lieber mit einem Traktor-Anhänger gefahren werden will. Ich ging dann zu Fuß. Kurz vor mir war ein ganzer Bus altersstarrsinniger, nerviger Touristen angekommen, denen dieses und jenes nicht passte, dauernd fragten, ob man da jetzt mitfahren darf und wann es losgeht. Ein Einzelner versuchte verzweifelt, diesen Sack greiser Flöhe zu beruhigen und zu erklären, dass er erst noch die Tickets lösen muss. Kaum dass diese Alten auf ihren meist drei Beinen stehen konnten, gelang es doch immer wieder einem von ihnen, sich mir so in den Weg zu stellen, dass ich erst zum Kartenschalter kam, als gut die Hälfte von ihnen glückselig schnaufend auf der Ladefläche saß. Bitte erschießt mich, wenn ich auch mal so werde. (Ich möchte nicht missverstanden werden. Ich habe nichts gegen ältere Menschen, sammelt sich doch die Weisheit eines Lebens in ihnen. Aber ich bin der Meinung, auch mit 70, 80 oder 90 sollte man sich noch zu benehmen wissen. Diese hier wussten es jedenfalls nicht.)

Die Damen am Eingang schicken die Besucher zu den Wirtschaftsgebäuden. Dort bekommt man gegen 5 £ Pfand einen Hörer ausgehändigt, der als Führer dient. Die Sprecher hören sich an, als wären sie kurz vor dem Einschlafen noch gebeten worden die Aufnahme zu machen. Das liegt wohl daran, dass es sich dabei nicht um Profis handelt, sondern zumeist um Personal des Schlosses wie dem Forstmeister, dem Rittmeister und dem Obergärtner. Die Texte sind immerhin sehr ausführlich und auf Wunsch kann man sich zu einzelnen Themen noch mehr Informationen geben lassen. Der Rundgang ist ausgeklügelt und behält sich das Spannendste für zuletzt vor: das Schloss und der einzige der Öffentlichkeit zugängliche Raum, der Ballsaal.

Ballater war nicht mehr weit und so genoss ich noch einen kleinen Imbiss im königlichen Schloss. Die erste Frage im Hotel nach dem Einchecken galt natürlich meinem Gepäck. Weil's nicht da war, ging ich los um wenigstens die notwendigsten Besorgungen zu machen. Dabei fand ich diese Brücke, die ein Zeugnis schottischer Sturheit ablegt.

Die 'Royal Bridge' über den Dee ...
Die 'Royal Bridge' über den Dee ...
... und ihre Inschrift.
... und ihre Inschrift.